Warum konnten die Neo-Versicherer aus Ihrer Sicht im Direktgeschäft volumenmäßig noch nicht überzeugen?
„Es ist die herrliche Hilfe der Assekuranz, zu der Menschen Wohlfahrt zu wirken, dass sie nicht nur sicher, sondern wohl leben.“ Dieses Zitat von Gottfried Wilhelm Leibniz ist eine meiner Kernmotivationen, in der Versicherungsbranche zu arbeiten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung können aus meiner Sicht sehr dabei helfen, diese Mission zu erfüllen. Die aus Kundenperspektive sinnvolle und notwendige Transformation der „Dienstleistung Versicherung“ ist aus meiner Sicht noch nicht gelungen. Auch die Neo-Versicherer konnten dies mit ihren „neuen“ Markenbotschaften noch nicht wirklich ändern. Aus meiner Beobachtung steht bei den Neo-Versicherern zu sehr der betriebswirtschaftliche Zweck im Fokus. Das bringt aber nicht wirklich Vorteile für den Endkunden. Nur wenn es den Neo-Versicherern mit ihren digitalen Plattformen gelingt, ein positives Lebensgefühl zu erzeugen, werden sie wirkliche Änderung bewirken und ein größeres Wachstum generieren.
Wenn Neo-Versicherer am Ende über Makler verkaufen, verlieren sie damit nicht einen großen Kostenvorteil und damit Wettbewerbsvorteil gegenüber den Etablierten?
Das ist richtig. Dennoch haben sie den Vorteil, innovative Plattformen entwickelt zu haben. Diese können sie nicht nur im Maklergeschäft, sondern auch den etablierten Versicherern anbieten. Vielleicht entsteht so für alle Marktteilnehmer ein positiver Effekt.
Wie sind die Erfolgschancen der Neo-Versicherer im persönlichen Kanal?
Ich schätze ihre Erfolgschancen im persönlichen Kanal hoch ein, wenn es ihnen gelingt, durch ihre digitalen Plattformen auf den Endkunden zugeschnittene relevante Prozesse und Informationen anzubieten. Das Segment der Altersvorsorge bietet hierfür zum Beispiel ein großes Potenzial.
Können Neo-Versicherer den etablierten Direktversicherern gefährlich werden bzw. signifikant Marktanteile abnehmen? Warum (nicht)?
Die Neo-Versicherer werden es schwer haben, wenn sie weiterhin ausschließlich über den Preis verkaufen und damit eigentlich nur den Markt der Direktversicherer bearbeiten. Dieser bietet nicht ausreichend Volumen und Ertrag. Daher lautet meine Antwort: Nein, sie werden unter diesen Bedingungen nicht gefährlich.
Welche Entwicklungen erwarten Sie hier?
Auch die Neo-Versicherer werden sich stärker als B2B-Anbieter positionieren, indem sie ihre Plattformen den Etablierten anbieten und sich aus dem direkten Versicherungsgeschäft zurückziehen. Möglicherweise gelingt es einigen wenigen, ihre Plattform zu etablieren und ihr Geschäftsmodell als Insurance-as-a-Service-Anbieter auf eine Transaktions- oder Lizenzkosten-basierte Abrechnung umzustellen.